25.11.: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Heute, am 25. November, gedenken wir dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen – ein Tag, der jedes Jahr weltweit darauf aufmerksam macht, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen kein Randphänomen, sondern ein tief verankertes gesellschaftliches Problem ist. 

Als Stadtrat in Brühl ist es mir ein besonderes Anliegen, lokal und persönlich sichtbar zu machen: Jede Form von Gewalt gegen Frauen betrifft uns alle – direkt oder indirekt, in Familien, Nachbarschaften, Vereinen oder Arbeitsplätzen.

Warum dieser Tag?

Der 25. November wurde ausgewählt wegen seiner historischen Wurzeln und symbolischen Bedeutung: Er erinnert an die drei Schwestern Mirabal, die in der Dominikanischen Republik 1960 ermordet wurden – ein Schritt hin zur globalen Anerkennung von Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung. 

Zudem markiert dieser Tag den Beginn der jährlich stattfindenden Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ (vom 25. November bis zum 10. Dezember). 

In Deutschland und Europa dient der Tag zudem dazu, politische Akzente zu setzen: So diskutiert beispielsweise das Europäisches Parlament Maßnahmen zur besseren Prävention und zur Anerkennung von Femiziden als eigenständige Straftat. 

Aktuelle Lage & Zahlen – global, europaweit und in Deutschland

Weltweit

  • Nach aktuellen Schätzungen haben weltweit rund 840 Millionen Frauen Gewalt durch einen Partner oder sexuelle Gewalt erlebt.  
  • Im Jahr 2024 wurden geschätzt 50.000 Frauen und Mädchen von Intimpartnern oder Familienangehörigen getötet.  
  • Die Kampagne für 2025 hat das Thema „Digitale Gewalt gegen alle Frauen und Mädchen“ zum Fokus – Gewalt im Netz, durch Cybermobbing, Deepfakes, Stalking via Apps nimmt rasant zu.  

Europa

  • In Europa zeigen Daten, dass 12 % bis 15 % der Frauen täglich Gewalt im häuslichen Umfeld erleben.  
  • Die EU erneuert ihr Bekenntnis, geschlechtsspezifische Gewalt – inklusive digitaler Gewalt – konsequenter zu bekämpfen.  

Deutschland

  • Rund 35 % der Frauen in Deutschland waren mindestens einmal in ihrem Leben von physischer oder sexueller Gewalt betroffen.  
  • Für das Jahr 2024 meldete das Bundeskriminalamt (BKA):
    • 265.942 Fälle häuslicher Gewalt – ein Anstieg um 3,8 % gegenüber dem Vorjahr.  
    • Unter den Tötungsopfern durch Partner bzw. Ex-Partner waren 132 Frauen im Jahr 2024.  
    • Deutschland liegt bei geschlechtsspezifischen Tötungen bei 0,89 getöteten Frauen pro 100.000 Einwohner*innen – im europäischen Vergleich ein hoher Wert.  
    • Laut UN Women Deutschland: „Fast jeden Tag wird eine Frau in Deutschland ermordet, weil sie eine Frau ist.“  

Diese Zahlen machen deutlich: Gewalt gegen Frauen bleibt auch in einer demokratischen Gesellschaft wie unserer Realität – weit verbreitet, vielschichtig und oft verborgen.

Formen von Gewalt & Herausforderungen

Gewalt gegen Frauen zeigt sich in vielfältigen Ausprägungen:

  • Häusliche Gewalt: Partner-, Ex-Partner- oder Familiengewalt.
  • Sexuelle Gewalt: Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Missbrauch.
  • Digitale Gewalt: Cybermobbing, Stalking durch Apps/GPS, Deepfakes, Überwachung.  
  • Strukturelle Gewalt: Ungleichheit, ökonomische Abhängigkeit, fehlender Zugang zu Schutz– und Hilfsangeboten.  

Herausforderungen im Alltag:

  • Viele Vorfälle werden nicht angezeigt – Scham, Angst, Abhängigkeit, geringe Vertrauens- oder Unterstützungsstrukturen spielen eine Rolle.  
  • Die Prävention hinkt hinterher: Obwohl bekannt ist, wie vielfältig Gewalt wirkt, bleibt der Rückgang der Zahlen gering.  
  • Digitale Gewalt ist noch ein relativ neues Feld mit vielen rechtlichen und technologischen Grauzonen.
Was wir lokal tun können 

Als Kommunalpolitiker hier in Brühl möchte ich ein paar Ansatzpunkte benennen, wie wir vor Ort aktiv werden können:

  • Aufklärung & Bildung: In Schulen, Vereinen und bei lokalen Arbeitgebern Workshops zur digitalen Gewalt, Häuslicher Gewalt und Unterstützungsangeboten anbieten.
  • Hilfsangebote stärken: Sicherstellen, dass Betroffene in Brühl niedrigschwelligen Zugang zu Beratung, Schutz- und Zufluchtsmöglichkeiten haben – gerade in kleinen Städten besteht oft ein Unterstützungsdefizit.
  • Präventive Netzwerke: Kooperation mit Polizei, Beratungsstellen, Frauenhäusern, Jugend- und Familienarbeit – um Anzeichen frühzeitig zu erkennen und Hilfe greifen zu lassen.
  • Digitale Kompetenz fördern: Junge Menschen (und Erwachsene) im sicheren Umgang mit digitalen Medien und zu Risiken (Stalking, Deepfakes, Kontrolle) schulen.
Schlussgedanken

Gewalt gegen Frauen ist kein Schicksal, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung – und wir alle sind Teil der Lösung. Heute ist ein Tag, um innezuhalten, aufmerksam zu sein, Solidarität zu zeigen – und aktiv zu werden.

Für mich als Stadtrat gilt: In Brühl darf keine Frau Angst haben — weder nachts auf dem Weg nach Hause, noch vor digitalen Übergriffen, noch davor, in ihrer Partnerschaft unsicher zu leben.

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